» Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. «

» Bei Gott, alle Welt spricht,
und niemand kommt zu Wort. «

» Unter Denken eines bösen Gedankens
     auf der Gasse ehrerbietig gegrüßt werden. «

» Ein Rathhaus gehört zum Hausrath
       einer Stadt. «

» Die Tat ist die Zunge des Herzens.«

» Eine Blattlaus hat mehr Ahnen
   als ein Elephant. «

     » Die Poesie ist die Aussicht
aus dem Krankenzimmer des Lebens. «

» Hätte ich keine Bücher zu schreiben: ich wäre der beste Ehemann. «

» Ein Kind sei euch heiliger als die
   Gegenwart, die aus Sachen
     und Erwachsenen besteht. «

» Das Paradies verlieren
und den Paradiesvogel behalten. «

» Er ist ein besonderer Freund
       – von Feinden. «

» Weiber sprechen lieber von,
          Männer in der Liebe. «

» Die Blumen schlafen,
         aber nicht das Gras. «

» Man kommt leichter zu jedem
     andern als zu sich. «

» Die Bücher sind die
        stehende Armee der Freiheit. «

» Nichts ist fataler, als wenn gerade
die letzte Flasche altes Bier schlecht ist. «

» Man verdirbt unter Leuten,
die einen nicht übertreffen. «

» Ich merke Namen so wenig,
daß ich oft vor dem Spiegel frage,
wie heißt der darin? «

» Niemand hat weniger Ehrgefühl
      als eine Regierung. «

» Auf der Welt ist alles natürlich,
       ausgenommen die Welt selber. «

» Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar. «

» Jeden Tag
     mache dich auf viele Wunder gefaßt. «

» Die größten Städte und Genies
sind unregelmäßig gebauet,
voll Sackgassen und Paläste. «

     » Manches »Gesuchte« wäre es nicht,
        wenn der Verfasser mehr suchte. «

» Entwirf beim Wein,
         exekutiere beim Kaffee. «

» Was alles Böses gegen das Bier
     bei Philosophen gesagt wird,
         gilt nicht bei mir. «

Hundspost

Am Montag war Hundsposttag. Immer zu Wochenbeginn versendeten wir per E-Mail einen Aphorismus von Jean Paul. Auf dieser Seite finden Sie alle Hundspost-Sendungen des Vereins Jean Paul 2013 versammelt, von Nummer 1 am 31. Oktober 2011 bis Nummer 112 am 23. Dezember 2013.

Der Titel dieser ungewöhnlichen Post geht auf Jean Pauls zweiten Roman „Hesperus“ (1795) zurück, einen Sensationerfolg, der ihn über Nacht berühmt machte und der den Untertitel „45 Hundposttage“ trägt. Jean Paul war nicht nur Verfasser von großen Romanen, Satiren, politischen Schriften sowie einer Ästhetik und eines wegweisenden pädagogischen Werks, er war auch ein glänzender Aphoristiker.

Der Untertitel erklärt sich durch die Erzählfiktion des Romans: Der textinterne Erzähler namens Jean Paul lebt auf der (fiktiven) „Insel St. Johannis in den ostindischen Gewässern“ und erhält von einem gewissen Knef einen Brief, in dem er gebeten wird, eine Familiengeschichte niederzuschreiben. Jean Paul erklärt sich dazu bereit, da er „ungern etwas Tolles abschlage“. Das Material zu diesem biografischen Projekt erhält er von dem Spitzhund Spitzius Hofmann, der geschwommen kommt und ihm den Erzählstoff Stück für Stück zuträgt, und zwar in einer Kürbisflasche, die an seinem Halsband befestigt ist. Die Tage, an denen der Hund Nachschub bringt, sind die „Hundsposttage“, und die übrigen sind „Schalttage“. Gemäß dieser Erzählfiktion überblickt der Erzähler also nicht die Gesamtheit der Geschichte des „Hesperus“, er kennt nicht im Voraus den Fortgang der Handlung und weiß nicht, wie sich die Verwicklungen klären werden.

Jean Paul 2013 e.V. bietet mit der Aphorismusmail „Hundspost“ einen ganz besonderen Service an
Der Neue Wiesentbote vom 13.12.2011

Hundspost Nummer 1 bis 112 (PDF)
 

23. Dezember 2013 (112)
„Weil aber die poste aux chien ausbleibt ...“ und bald ein neues Jahr beginnt, ist dies die letzte „Hundspost“ zum Jean-Paul-Jubiläum 2013.
(Jean Paul: Hesperus oder 45 Hundsposttage. In: Sämtliche Werke I, Bd.1. Hanser, München 51989, S.1214.)

16. Dezember 2013: Hundspost 111
„Darf sich die Dichtkunst, weder zu mißfallen, noch zu gefallen suchend, absondern von der Gegenwart und uns, obwohl in Ahnungen, Resten, Seufzern, Lichtblicken, eine andere Welt zeigen in der hiesigen - wie einst das nordische Meer fremde Samen, Kokosnüsse etc. an die Küste der alten Welt antrieb und das Dasein der neuen ansagte -, so trete sie auch der verdorbnen, zugleich ebenso selbmörderischen als selbsüchtigen Zeit desto freier in den Weg, welche, den Tod aus Mangel an Himmel hassend, gern die hohe Muse nur zur Tänzerin und Flötenspielerin am flüchtigen Lebens-Gastmahl bestellte und herabzöge.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999 S.448.)

9. Dezember 2013: Hundspost 110
„Gerade das Höchste, was aller unserer Wirklichkeit, auch der schönsten des Herzens ewig abgeht, das gibt sie und malt auf den Vorhang der Ewigkeit das zukünftige Schauspiel; sie ist kein platter Spiegel der Gegenwart, sondern der Zauberspiegel der Zeit, welche nicht ist. Jenes Etwas, dessen Lücke unser Denken und unser Anschauen entzweiet und trennt, dieses Heiligste zieht sie durch ihre Zauberei vom Himmel näher herab; und wie die Moral der gebende und zeigende Arm aus der Wolke ist, so ist sie das helle süße Auge aus der Wolke.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S.447.) 

2. Dezember 2013: Hundspost 109
„Ihr habt euch anfangs zu viel zugetrauet und später zu viel mißtrauet; wie Strangulierte zuerst lauter bunte Farben sehen, aber zuletzt nur die schwarze. Zum Glücke ist jetzt die Mitte näher, das Licht.“
(Jean Paul: Friedens-Predigt an Deutschland. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S.907.)

25. November 2013: Hundspost 108
„Ein Deutscher, der eine deutsche Sprachenlehre lieset, dankt dem Himmel, daß er sie zum Teil mitbringt und daß man ihm gerade die schwerste erspart.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S.299.)

18. November 2013: Hundspost 107
„Gleichwohl muß jenem Mißverstand und Vorurteil ein Verstand und Urteil vor- und unterliegen.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S.59.)

11. November 2013: Hundspost 106
„Zwischen Wort und Idee gibt es keine Gleichung.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In: Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S.107.)

4. November 2013: Hundspost 105
„ […] Das Spielen der Poesie kann ihr und uns nur Werkzeug, niemals Endzweck sein.“
(Jean Paul: Vorschule der Ästhetik. In. Sämtliche Werke I, Bd.5. Hanser, München 61999, S 444.)

28. Oktober 2013: Hundspost 104
„Auf lange unschuldige Freude folgt nicht Schmerz, aber wol auf lange unschuldige Schmerzen folgt Freude.“
(Jean Paul. Reisetagebücher und Briefe. Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2013, S. 45.)

21. Oktober 2013: Hundspost 103
„Mach dich unabhängig von allem Trinken, blos dadurch daß du nur an Schreibtagen trinkest.“
(Jean Paul: Reisetagebücher und Briefe. Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2013, S. 49.)

14. Oktober 2013: Hundspost 102
„Ich genieße alle Schönheiten der Natur gern ohne Menschen-Medium; sogar das Gedicht will ich durch keinen Vorleser empfangen.“
(Jean Paul. Reisetagebücher und Briefe. Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2013, S. 39.)

7. Oktober 2013: Hundspost 101
„Ich wollte, der hiesige Gelehrtenstand wäre bedeutender.“
(Jean Paul: Reisetagebücher und Briefe. Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2013, S. 32.)

30. September 2013: Hundspost 100
„Diese Staatbedienten haken und greifen wie Schindeln in einander, um einander zu halten und zu decken.“
(Jean Paul: Ideen-Gewimmel. Eichborn, Frankfurt a.M. 1996, S.157.)

 

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