» Ein Rathhaus gehört zum Hausrath
       einer Stadt. «

» Eine Blattlaus hat mehr Ahnen
   als ein Elephant. «

» Die Bücher sind die
        stehende Armee der Freiheit. «

» Unter Denken eines bösen Gedankens
     auf der Gasse ehrerbietig gegrüßt werden. «

» Das Paradies verlieren
und den Paradiesvogel behalten. «

» Die Blumen schlafen,
         aber nicht das Gras. «

» Weiber sprechen lieber von,
          Männer in der Liebe. «

» Was alles Böses gegen das Bier
     bei Philosophen gesagt wird,
         gilt nicht bei mir. «

» Entwirf beim Wein,
         exekutiere beim Kaffee. «

» Die größten Städte und Genies
sind unregelmäßig gebauet,
voll Sackgassen und Paläste. «

» Jeden Tag
     mache dich auf viele Wunder gefaßt. «

» Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. «

» Die Tat ist die Zunge des Herzens.«

» Man kommt leichter zu jedem
     andern als zu sich. «

     » Die Poesie ist die Aussicht
aus dem Krankenzimmer des Lebens. «

» Auf der Welt ist alles natürlich,
       ausgenommen die Welt selber. «

» Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar. «

» Man verdirbt unter Leuten,
die einen nicht übertreffen. «

» Ein Kind sei euch heiliger als die
   Gegenwart, die aus Sachen
     und Erwachsenen besteht. «

» Er ist ein besonderer Freund
       – von Feinden. «

     » Manches »Gesuchte« wäre es nicht,
        wenn der Verfasser mehr suchte. «

» Hätte ich keine Bücher zu schreiben: ich wäre der beste Ehemann. «

» Nichts ist fataler, als wenn gerade
die letzte Flasche altes Bier schlecht ist. «

» Bei Gott, alle Welt spricht,
und niemand kommt zu Wort. «

» Niemand hat weniger Ehrgefühl
      als eine Regierung. «

» Ich merke Namen so wenig,
daß ich oft vor dem Spiegel frage,
wie heißt der darin? «

Carola Bauckholt

Komposition im Auftrag von Jean Paul 2013 e.V., finanziert von der Ernst von Siemens Musikstiftung

Carola Bauckholt, Freiburg

Brunnen für Cello und Orchester (2013)

Uraufführung am 12. September, 20 Uhr in Schwaz/Tirol, Eröffnungskonzert Klangspuren Schwaz, Ausführende: Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, Johannes Kalitzke (Leitung), Francesco Dillon (Violoncello)

Im Hörfunk am Dienstag, 17. September 2013, Radio Österreich 1, 23:030.00 Uhr: Festspielsender 2013 – „Zeit-Ton“. „Brunnen“ für Cello und Orchester von Carola Bauckholt, Gestaltung der Sendung: Ursula Strubinsky, Sendung live hören und Textbeitrag

Brunnen
 (Ausschnitt kurz):

Click to download in MP3 format (1.04MB)

Brunnen (Ausschnitt Mitte):
Click to download in MP3 format (1.91MB)

Brunnen (Ausschnitt Ende):
Click to download in MP3 format (3.51MB)

Kronenzeitung Tirol 14.09.2013


 

Die neuen Klänge begeisterten das Publikum des Eröffnungskonzertes der Klangspuren Schwaz Tirol am 12. September 2013. Solo-Cellist Francesco Dillon, die anwesende Komponistin Carola Bauckholt und die Musiker des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck unter der Leitung von Johannes Kalitzke ernteten lang anhaltenden Applaus und Bravo-Rufe für die Uraufführung von "Brunnen".

Rhythmen, die zum Ohrwurm taugen, an Brunnenwasser erinnernde an- und abschwellende und gurgelnde Klänge, melodische Episoden und vom Beschwingt-Heiteren zum Bedrohlichen reichende Passagen hinterließen nachhaltige Eindrücke. Mit diesem wechselvollen Spektrum von Stimmungen erinnert das Werk an den Jubilar und lässt den Jean Paulschen Humor in Neuer Musik zu Tönen werden.

Carola Bauckholt wurde 1959 in Krefeld geboren. Nach mehrjähriger Mitarbeit im Krefelder Theater am Marienplatz (TAM) studierte sie von 1978 bis 1984 an der Musikhochschule Köln bei Mauricio Kagel. 1985 gründete sie mit Caspar Johannes Walter den Thürmchen Verlag und 1991 das Thürmchen Ensemble. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, u.a. 1986 das Bernd Alois Zimmermann Stipendium der Stadt Köln, 1997 den Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom. 1998 wurde sie mit dem Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet und vertrat Deutschland bei den Weltmusiktagen in Mexiko 1992, in Kopenhagen 1996, in Seoul 1997 und in Zürich 2004. 2008 erhielt sie den „Stern der Woche“ der Abendzeitung München für „hellhörig“ bei der 11. Biennale München. 2010 wurde ihr in der Kategorie Experimentelle Musik der Deutsche Musikautorenpreis der GEMA verliehen. Mit ihrem Musiktheaterstück "hellhörig" war sie 2011 in Rheinsberg, Warschau, Santiago de Chile und Buenos Aires zu Gast. 2013 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin gewählt.

Ein zentrales Moment der Werke von Carola Bauckholt ist das Nachdenken über das Phänomen der Wahrnehmung und des Verstehens. Ihre Kompositionen vermischen oft Elemente aus visueller Kunst, Musiktheater und konzertanter Musik. Dafür bedient sie sich gerne geräuschhafter Klänge, die oft mit ungewohnten Mitteln erzeugt werden und nicht in ein vorgegebenes Kompositionsraster eingearbeitet, sondern in ihrer freien Entfaltung beobachtet und fortgeführt werden. www.carolabauckholt.de

Werkkommentar

Vor vielen Jahren spielte mir die Komponistin Urla Kahl eine Aufnahme vor, die sie von einem Brunnen auf einer Alpweide im Graubünden in der Schweiz gemacht hatte. Dieses irreguläre Gurgeln des Abflusses, die tönende Zentrifugalkraft lässt mich nicht los und ich versuche sie musikalisch zu erfassen. Tag und Nacht ohne Ende hört man dort auf der Alp diesen vitalen Klang des Brunnens.

Jean Paul betrachtet die Dinge und seine Figuren wie durch ein Mikroskop. Dieser Vorgang, das Näherholen, Betrachten und wieder Fortgeben schafft eine Poesie, nicht bloß einen Abdruck der Wirklichkeit.

„Der Humor, als das umgekehrt Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne (...), sondern er erniedrigt das Große (...) und erhöhet das Kleine (...), um ihm das Große an die Seite zu setzen und so beide zu vernichten, weil vor der Unendlichkeit alles gleich ist und nichts.“ (Jean Paul: Vorschule der Ästhetik, VII. Programm § 32)

Die Übertragung und Verbindung von Klängen unserer Wirklichkeit mit der Kunstwelt eines Orchesters ist für mich sehr reizvoll. Ich versuche so präzise wie möglich das Charakteristische und Essentielle der Klänge herauszuschälen und zu instrumentieren. Natürlich ergibt das kein Abbild, sondern gleichzeitig schält sich auch das Charakteristische des Klangkörpers, der Instrumente und der Struktur eines Orchesters heraus.

„Wenn der Mensch (...) aus der überirdischen Welt auf die irdische herunterschauet: so zieht diese klein und eitel dahin; wenn er mit der kleinen, wie der Humor tut, die unendliche ausmisset und verknüpft: so entsteht jenes Lachen, worin noch ein Schmerz und eine Größe ist." (Jean Paul: Vorschule der Ästhetik, VII. Programm § 33)

 

 

back_start.jpg


Jean Paul 2013 e.V.
Wahnfriedstraße 1
95444 Bayreuth

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!