» Man kommt leichter zu jedem
     andern als zu sich. «

» Er ist ein besonderer Freund
       – von Feinden. «

» Nichts ist fataler, als wenn gerade
die letzte Flasche altes Bier schlecht ist. «

» Was alles Böses gegen das Bier
     bei Philosophen gesagt wird,
         gilt nicht bei mir. «

» Ein Rathhaus gehört zum Hausrath
       einer Stadt. «

» Ein Kind sei euch heiliger als die
   Gegenwart, die aus Sachen
     und Erwachsenen besteht. «

» Hätte ich keine Bücher zu schreiben: ich wäre der beste Ehemann. «

» Unter Denken eines bösen Gedankens
     auf der Gasse ehrerbietig gegrüßt werden. «

» Eine Blattlaus hat mehr Ahnen
   als ein Elephant. «

» Die größten Städte und Genies
sind unregelmäßig gebauet,
voll Sackgassen und Paläste. «

» Das Paradies verlieren
und den Paradiesvogel behalten. «

» Weiber sprechen lieber von,
          Männer in der Liebe. «

» Bei Gott, alle Welt spricht,
und niemand kommt zu Wort. «

» Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar. «

» Man verdirbt unter Leuten,
die einen nicht übertreffen. «

     » Manches »Gesuchte« wäre es nicht,
        wenn der Verfasser mehr suchte. «

» Ich merke Namen so wenig,
daß ich oft vor dem Spiegel frage,
wie heißt der darin? «

» Die Tat ist die Zunge des Herzens.«

» Niemand hat weniger Ehrgefühl
      als eine Regierung. «

     » Die Poesie ist die Aussicht
aus dem Krankenzimmer des Lebens. «

» Die Blumen schlafen,
         aber nicht das Gras. «

» Die Bücher sind die
        stehende Armee der Freiheit. «

» Auf der Welt ist alles natürlich,
       ausgenommen die Welt selber. «

» Entwirf beim Wein,
         exekutiere beim Kaffee. «

» Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. «

» Jeden Tag
     mache dich auf viele Wunder gefaßt. «

Sterben und Tod

 

von Dr. Hartmut Rudolph

 

0. Eingangserwägungen

Sterben und Tod begegnen Kindern und Jugendlichen im realen Leben als wahrnehmbare Vorgänge kaum. Nur eine Minderheit dürfte über Sterbeerfahrungen in der Familie oder im näheren Bekanntenumkreis verfügen. Gemeinhin bleibt ein solches Sterben der Kommunikation entzogen oder wird gar tabuisiert. Andererseits ist vielen Jugendlichen eine bestimmte Form des Sterbens, vielleicht sogar als tägliche Erfahrung, durchaus vertraut, nämlich das gewaltsame Töten in der virtuellen Welt der Computerspiele, vor allem den sogenannten Ego-Shootern, Schieß- oder Tötungsspielen, wie Halflife, Crysis oder Counter-Strike. Der Kulturpädagoge Martin Geisler, Leiter des Instituts für Computerspiel "Spawnpoint" in Erfurt, sagte dazu am 18. Juli 2012 im Deutschlandradio Kultur:

"Sobald Sie in einem Computerspiel, ich sag jetzt mal, erschossen werden, verlassen Sie eigentlich die Spielfigur und Leiden wird in keiner, oder seltener Form dargestellt. Eine Figur fliegt aus dem Spiel heraus. Wird quasi getötet. Muss das Spielfeld verlassen. Und für den Spieler bleibt übrig: Okay, ich habe meine Siegchancen erhöht, beziehungsweise verschlechtert. Das heißt es ist die reine Funktionalisierung von Tod. Hier ist Leiden völlig überflüssig. Es stört im Prinzip sogar eher, wenn ich es noch darstellen würde."

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1815471/ (Zugriff am 18.08.2012)

Sterben und Tod sind keine Ereignisse und Zustände, die einem Individuum zugeordnet werden können, sondern sind ein Spielmoment im Training der eigenen Reaktionsschnelligkeit im virtuellen Kampf gegen Aliens, Terroristen oder Monsterwesen vor vermeintlich mittelalterlicher Kulisse, vor allem im Sammeln von Punkten auf dem Spielerkonto. Der Tod ist dabei ein Ergebnis virtueller Gewalt, er kann je nach Zielgenauigkeit in Stufen eintreten oder durch einen Treffer des gegnerischen Kopfes, oft mit Blutspritzern kenntlich gemacht, unverzüglich. Die Wiederholungsmöglichkeit nimmt dem Sterbevorgang auch die für das betroffene Individuum wesentlichen Merkmale, Irreversibilität und Einmaligkeit. Es geht um einen Vorgang ohne Leiden, Hoffnung, Trost.

So dürfte die Begegnung mit Sterbeszenen und Äußerungen über den Tod in Jean Pauls Dichtung auf die Jugendlichen zumeist weniger vertraut und fremd wirken, obwohl die Texte über Sterben und Tod auch dort keine journalistischen Berichte über reale Erfahrungen sind, sondern der fiktiven Welt der Dichtung entstammen, gleichwohl aber in ihrer Mehrzahl ohne vom Dichter erfahrene Realität nicht entstanden wären. Sterben und Tod, dies zeigt schon die Vielzahl entsprechender Textpassagen in seinem Werk, bilden ein von Jean Paul, fast könnte man sagen, obsessiv immer wieder herangezogenes Thema. Beeindruckender als die Vielzahl ist die Vielfalt in den Schilderungen: „Die sorgfältig komponierten Sterbeszenen in seinen Romanen und kleineren Arbeiten werden zu phantasievollen, großartigen, anrührenden Inszenierungen. Anders als heute kann der Erzähler im «Leben Fibels» (1812) sagen: «Noch gibt es keine Mode zu sterben, jeder stirbt originell.» (NZZ 2001 [– siehe die Originalversion des Zitats unter 2.3.]). Nie wird die Individualität eines jeden Sterbevorgangs, die Einzigartigkeit eines jeden Sterbens, in Jean Pauls Dichtung aufgehoben.

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Texte "Sterben und Tod" (vollständig)

Literatur und Bilder

 

 

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