Endlichkeit und Unsterblichkeit - Schritte (2)
von Prof. Dr. Ortwin Beisbart
2/5 Fragen im Umkreis von Sterben – Tod – und Weiterleben
Strikt naturwissenschaftlich denkende Menschen halten sich nur an das Messbare und sagen, das Leben beginne mit der Zeugung und ende mit dem Tod. In der Tradition und Lehre von Philosophen und Theologen, aber auch bei vielen gläubigen Menschen – verschiedener Reli-gionen – haben sich jedoch verschiedene Deutungsbegriffe und Bilder gesammelt.
Dazu gehören:
Gibt es einen Dualismus: Körper – Seele?
Gibt es ein Leben nach dem Tode?
In welchem Zusammenhang stehen Leben, Tod und Formen des
Weiterlebens? Hängt eines vom anderen ab?
Gibt es Unsterblichkeit? Wer oder was ist unsterblich?
Was bedeutet ewiges Leben?
Was bedeutet Aufstehung des Menschen?
Gibt es eine Seelenwanderung, eine Wiedergeburt? Eine Neuschöpfung?
Jean Pauls Die Klage ohne Trost haben Sie schon kennengelernt. Text 2
Jean Paul nennt dies „Vernichtglaube“ – Die Ausmalung eines Endes, eines ewigen Todes – der sein Zentrum im Sterben hat, eines Todes, der das ganze Leben mitbestimmt.
Das bedeutet ein Erschrecken, und ist für ihn ein Ansporn, ein bewusstes und auf Hoffnung gebautes Leben zu suchen.
Seine „Lösungen“ können wir am besten im Vergleich erkennen.
Stellen Sie einen solchen Vergleich an mit christlichen Überlieferungen von der Hölle. Denken Sie an mittelalterliche Darstellungen vom Jüngsten Gericht (z.B. am Fürstenportal des Bamberger Doms -> Text 7 (Abb.)
2/6 Denkrichtungen über den Tod hinaus
Die Welt der Toten ist die eine Denkrichtung, wie sie schon aus der Antike in die Vorstellun-gen der Menschen eingegangen ist, die man die eingekrümmte nennen kann.
Die Denkrichtung nach vorne, in eine andere, eine neue Zukunft fragt nach dem Weiterleben. Sowohl die Antike wie auch die christliche Tradition haben dazu manches ausgemalt zu er-zählen gewusst, über Unterwelt, Hölle, Himmel, Elysium usw.
Bemerkenswert ist nun, wie Jean Paul mit solcher Tradition umgeht.
Lesen Sie, wie er Auferstehung „inszeniert“ und in die Vorstellung hebt. Text 8
Außerdem könnten Sie zum Vergleich das sogenannte Höhlengleichnis des griechischen Phi-losophen Platon heranziehen. Text 9
2/7 Jean Pauls Stimme
Jean Paul haben Sie an den Beispielen bis hierher schon kennen gelernt als einen Autor, der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gibt.
So schließt er sich wohl an Platon an, wenn der Fähigkeit des Menschen zeigt – der auch im Blick auf Sterben und Tod in der Welt nicht nur die Vernichtung, nur die Katastrophe sehen kann, sondern, mit seiner natürlichen Anlage begabt, darüber hinauszublicken.
Er lässt ihn – aber auch sich selbst! - durch die Hölle der Todesangst gehen, weil er spürt, dass dahinter neue Welten sich auftun.
Aber er versucht, diese Welten nicht mit Mitteln der Philosophie zu beweisen, denn dies wür-de ja nur zu einer abstrakten, begrifflichen Sprache führen, die ebenfalls in ihrem Gefängnis stecken bliebe.
Er sieht nur einen Weg, nämlich mit den Augen eines Dichters zu sehen, in sprachlichen Bil-dern, mit eindrücklichen Schilderungen und Vergleichen und in Erzählungen von Menschen, die auf dem Weg zu Erfahrungen sind, ohne immer wieder sich selbst Zweifeln auszusetzen. Er will die Leser zu fesseln und sie so zu einem Bekenntnis der Zustimmung zu gewinnen: Der Tod mag eine Grenze sein, aber er ist kein Ende. Und dies darf Folgen haben für Leben und Sterben.
Jean Paul-Taschenatlas
Jean Paul-
Taschenatlas. Herausgegeben von Bernhard Echte und Michael Mayer im Nimbus Verlag. Publikation zur Litfaßsäulenausstellung Jean Pauls Orte im Jubiläumsjahr 2013. Rezensionen: NZZ, FNP, FLZ, JJPG, Neues Deutschland, Frankenpost, Das Blättchen, TP Würzburg, ZfGerm
Jean Paul Bildbiographie
Das Wort und die Freiheit. Jean Paul Bildbiographie. Hrsg. von Bernhard Echte und Petra Kabus im Nimbus Verlag.
Rezensionen: Neue Zürcher Zeitung, Fränkischer Sonntag, CULTurMAG, Lesart, PAZ, ekz, Frankenpost u.a.
Pressespiegel
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